Chronik: Das Schulwesen

Ortschronist Hubert Stecher: Zum Schulwesen in Obsteig

In den Fünfziger-Jahren des 19. Jahrhunderts ging es rund um die Weislander Schule sehr turbulent zu.
Gegenseitige Unstimmigkeiten zwischen dem Besitzer des Hauses, in dem das Schullokal eingemietet war, der Gemeinde und der Pfarre waren einem ruhigen Schulbetrieb nicht mehr förderlich.
Die Streitereien wurden schließlich auch über die kirchliche Schulbehörde (Dekanat Flaurling) und die weltliche im Bezirksgericht Silz und in der Bezirkshauptmannschaft Imst ausgetragen.
Doch die Fronten wurden so hart, dass man von Amts wegen versuchte, in Weisland ein anderes geeignetes Schulzimmer zu finden und man fand im Haus des Johann Pirktl einen solchen Raum.
Am 2. August 1860 wurde mit diesem für fünf Jahre ein Vertrag aufgesetzt, laut dem ihm ab nun der „Schulzwölfer“ als Miete zustand (jährlich 12 Kreuzer), der ihn aber auch verpflichtete, den Raum bis Schulbeginn zu säubern und den Abort herzurichten.
Doch ab 1863 ließ – angeblich, weil er den Schulzwölfer nicht pünktlich bekam, Pirktl den Unterricht in seinem Haus nicht mehr zu. Guter Rat war nun teuer. Die (ortsunkundige) weltliche Schulbehörde wollte anordnen, dass alle Kinder des Oberviertels ab nun die Schule im Pfarrhof besuchen sollten, wogegen sich der Kurat Pater Florian Attlmayr aus verständlichen Gründen vehement wehrte (stundenlanger Fußweg, vor allem im Winter nicht zumutbar, auch der Schulraum in der Unterstrass wäre zu klein usw.)
Der behördliche Vorschlag, doch ein eigenes Schulhaus zu bauen, stieß bei den Oberviertlern zuerst auf wenig Gegenliebe, doch wurde er schließlich in die Tat umgesetzt.

Ab ca. 1865 (?) konnte die Schule in ein eigenes kleines Häuschen einziehen. Als Lehrer wurde im Jahre 1870 nach Einholung von örtlichen Gutachten der Sohn von Johann Schaller, Ferdinand, eingestellt.
Nach ihm wechselten die Lehrpersonen zwar ziemlich oft, doch scheint in das Weislander Schulwesen Ruhe eingekehrt zu sein.

Noch aber war die Schule seit ihrem Bestehen immer eine „Notschule“ und der jeweilige Lehrer ein „Hilfslehrer“ oder „Lehrgehilfe“ und der Pfarrschule im Dorf untergeordnet.

Das änderte sich aber mit einem Dekret vom 01. Oktober 1921. Die Schule wurde ab dort eine so genannte „systemmäßige“ Schule und der Gemeinderat zur definitiven Ernennung von Lehrpersonen berechtigt. Ungefähr hundert Jah re lang stand das Weislander Schulhäuschen.

Am 23.01.1952 weihte man zwar das neue Oberviertler Schulhaus mit Lehrerwohnung in Holzleiten ein, aus dem im November 1982 unser Kindergarten wurde, doch das alte Schulhäuschen überstand sogar noch die Grundzusammenlegung mit dem Neubau aller anderen Häuser von Weisland und blieb vorerst stehen.

 


Schule Holzleiten – Weisland; erbaut 1951/52

Es diente nach der Übersiedlung des Unterrichts nach Holzleiten einigen Leuten als Notunterkunft, so dass man es vorerst nicht wie geplant abreißen konnte.
Als letzte Bewohner wurde das Ehepaar Franz und Regina Schmid einquartiert. Dieses hauste im heute als Ruine dastehenden Gebäude im Bloder, das ursprünglich eigentlich eine Steinölbrennerei war.
Zu Weihnachten 1961 brachte der damalige Bürgermeister Dominikus Knoflach die in dem verfallenen Gebäude Hausenden aus dem Bloder heraus und im immerhin noch besseren Weislander Schulhaus unter. Nach dem Tod des Mannes wohnte die „Gene“, wie sie im Ort genannt wurde, noch eine Weile darin und starb schließlich im Nassereither Altersheim.

Das Haus wurde nun abgerissen.

Das Holzleitener Schulhaus war bis zu den Ferien 1969 in Betrieb, ab dort wurden die Kinder von Taxi Mantl alle in das neue Schulhaus von Obsteig gebracht. Der letzte Lehrer des Oberviertler Schulwesens war Alois Lochbihler. Dieser kam in diesem Jahr als Direktor nach Barwies.

Ein interessantes Kapitel des Obsteiger Schulwesens wurde damit beendet.