Chronik: Zwoa Brettl’n . . .

00 OB-Kinderschirennen
Der Obsteiger Dorfchronist Hubert Stecher stellt Beiträge über unseren Heimatort Obsteig auf ObsteigAktuell für alle Interessierten ins Netz.
 
„Zwoa Brettl’n . . . “

 

 Fotos: Chronik Obsteig

„Zwoa Brettl’n . . . “ (Kleine Erinnerungen aus den Kindertagen des Schilaufs.

Es ist unleugbar, dass man mit verlängerten oder verbreiterten Sohlen nicht so tief in den Schnee einsinkt. Das erkannten die Männer des hohen Nordens schon zu prähistorischer Zeit, wie Felszeichnungen in Skandinavien bestätigen. Aus der norwegischen Sprache  kommt auch das Wort Schi, das „Scheit“ bedeutet. Mit diesen Scheitern kamen die Leute in den meistens mit Schnee bedeckten Gegenden besser von Ort zu Ort – mit weniger Mühe und auch schneller. Jahrtausende lang blieb der Gebrauch des Schis auch auf den Norden beschränkt.
In unseren Breiten war bis vor gut hundert Jahren der Schnee eher etwas, das zwar der Natur gut tat, das Alltagsleben aber erschwerte und mancherorts eine Bedrohung darstellte. Musste man weiter gehen, konnte man sich mit Schneeschuhen behelfen.
Um die Wende zum 20. Jahrhundert gab es die ersten österreichischen Pioniere, die die „Scheiter“ zu Sportgeräten machten. Und 1904 tauchte zum ersten Mal im deutschen Sprachgebrauch das Wort „Slalom“ (norw. „geneigter Hang“) auf, den der niederösterreichische Pionier Mathias Zdarsky mit Fähnchenstangen zur Rennstrecke machte. So wurde der Schisport in den Alpen heimisch und breitete sich schnell aus. Im ersten Weltkrieg gab es bereits Kompanien, die mit weißer Uniform und Schiern ausgerüstet wurden.  
Die ersten Schier für Kinder machte wohl oft der Vater an seinen Feierabenden, wenn  sie schliefen, oder er bestellte sie bei einem Wagner oder Tischler, und zu Weihnachten standen sie beim Christbaum. Sie bestanden meistens aus dem zähen und biegsamen Eschenholz, vorne hatten sie lange und hohe Spitzen und mitten in der Lauffläche eine Längsrille zur besseren Führung. Aber je nach Schnee-Beschaffenheit konnte es sein, dass sich vor allem unter den Schuhen ganze Packen Schnee am Schi bildeten, was immer wieder für Ärger sorgte, wenn es auch schon bald einmal Lack für die Lauffläche gab. So kam man auf die Idee, die Schier zu „waxeln“. Für jede Schneeart gab es ein eigenes Wachs: TOKO-Rot, TOKO Gelb, TOKO Silber wurden auf die Bretter gerieben, später auch gebügelt. Mancher hatte eine ganze Farbpalette verschiedenen Wachses daheim. Doch war man auf hartem oder gar eisigem Untergrund unterwegs, rutschte man unweigerlich ab. Gegen dieses Ungemach kamen in den fünfziger-Jahren die Stahlkanten auf, die man stückweise zu etwa 30 cm Länge kaufen und aufschrauben konnte. Mit Stahlkanten hatte man einen ungleich besseren Halt auf hartem Schnee.
Um die Schier an den Schuhen zu befestigen, brauchte es eine Bindung, und zwar für den Vorderfuß und die Ferse. Den Vorderfuß hielt ein „Zeachnriemen“ mit zwei Metallhalterungen („Zeachnbaggelen“), die Ferse befestigten Lederriemen mit einer Spannschnalle. Wer dann schon eine „Kandaharbindung“ hatte, wurde bewundert, besonders wenn er auch so genannte „Hickory-Schier“ hatte (ein Walnussholz aus Nordamerika). Starke Metallfedern mit einer Klappe vor den Zehen hielten die Schuhe durch die Spannung an den Schiern fest. Schließlich kam später noch die Riemenbindung, die vor allem auf die Ferse wie ein Schraubstock wirkte.
Durch die zunehmende Technisierung ging der Beruf des Wagners stark zurück. Manche aus dieser Branche fanden in der Schi- oder Rodelerzeugung eine Marktlücke. Damit begann die serienmäßige Erzeugung von Wintersportgeräten. 
Dass in Obsteig auch schon früh mit dem Schifahren begonnen wurde (bei Männern zuerst mit Krawatte und bei Frauen mit Rock), zeigen einige Fotos.

OB-Schifahren1920Stecher
Schifahren mit Rock, warum nicht? (Obsteig, ca. 1920).

OB-Schifahren-ca1930Stecher
Schitag mit Krawatte (Obsteig, Zwischenkriegszeit).


HallerHerta-ca19xxStecher
Herta Haller im Schidress (man beachte die Schispitzen).

OB-Traube1934-01-15
Nach dem Rennen im Gasthof Traube, Holzleiten 1934.

OB-RauthLanglaufrennenca1930
Langlaufen im Rauth, im Hintergrund die Villa Kirchmayr. Herta mit ihrem Vater, Oberförster Ferdinand Haller (vermutlich 1940/1941).

OB-Lehnberghuette-CaesarMartha-ca1945
Rast bei der Lehnberghütte. Lehrerin Martha Cäsar (ca. 1945).
OB-Lehberghuette
Jause bei der Lehnberghütte vor dem Krieg: Ludwig Riser, Antonia Tröber (verh. Grutsch), Olga Tröber (verh. Riser) und Anton Mantl. Beide Männer kamen vom II. Weltkrieg nicht mehr zurück.

Beliebt waren bei Erwachsenen Touren in den Lehnberg oder auf das Wank, hier wurden auch schon in der Zwischenkriegszeit Rennen ausgetragen.

OB-SchirennenSturl-ca1960
Beim Kinder-Schirennen ca. 1960 in der Sturl (genauer in der „Duft“): Hermann Gassler, Ludwig Schaber. Ganz rechts Franz Schweigl sen.

OB-Kinderschirennen-ca1960
Nach dem Kinder-Schirennen ca. 1960.

Wer erkennt sich auf den Fotos? Bitte um Bekanntgabe der Startnummer oder dergleichen unter @: obsteigaktuell@aon.at

Von den Kindern wurde in den Weilern fast jeder Hügel ausgenützt. Doch immer musste zuerst die Abfahrtsstrecke angetreten werden, denn es gab keine Pistenpräparierung. Und in den Lehnberg und auf das Wank musste man die Schier auch selber tragen. Es dauerte aber nicht lange, da konnte man Seehundfelle an die Schier spannen und mit deren Hilfe aufsteigen.
Die Zeiten des Schiklubs und der Lifte (deren gab es in Obsteig einige!) sind wieder ein anderes Thema.

Schispringen ChronikObsteig
Dieses Schisprungfoto stammt natürlich nicht aus Obsteig, ist aber trotzdem sehr interessant.