Chronik: Die älteste Obsteigerin

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Der Obsteiger Dorfchronist Hubert Stecher stellt Beiträge über unseren Heimatort auf ObsteigAktuell für alle Interessierten ins Netz.

Im ersten Beitrag berichtet er über die älteste „Obsteigerin“.

 

 

Sie wäre jetzt mindestens 750 Jahre alt, die Witwe. Ihre Spuren finden wir in einer Steuerliste, die der Landesfürst im Jahr 1288 von seinem Kanzleischreiber anfertigen ließ. Graf Meinhard II. war der erste, der penibel alle Güter aufschreiben ließ, die ihm Abgaben zu leisten hatten. Er unterstützte auch die Neugründung vieler Höfe.
Es werden auch zahlreiche Höfe im heutigen Obsteig genannt. Zwei in Gschwent, je einer in Weisland, Aschland und Holzleiten, vier in Finsterfiecht, fünf in Wald, dann der Löwenwirt („Niwenstift“) und einige, die man örtlich nicht genau zuordnen kann, außer „Lerchach“ in der Unterstrass.
Besonders interessant ist die Eintragung einer Untertanin mit der Bemerkung „ der witewen chamerlant an dem steige“ („¼ Hof der Witwe an dem Steige“. Er scheint unter den Obsteiger Höfen auf.)  Die Witwe wird in späteren Verzeichnissen nicht mehr genannt. Man kann auch nicht sagen, wo genau der Hof lag und ob er noch besteht.
Anerkannte Tiroler Historiker erklären übereinstimmend, dass mit „an dem Steige“ der heutige Name Obsteig gemeint ist.
Somit ist die erste schriftliche Nennung unseres Gemeindenamens von bisher im Jahr 1425 auf das Jahr 1288 „vorgerückt“. (1425 gab es einen Prozess um den Mooswald, in dem „obstayger“ Zeugen waren.)
Das Original des landesfürstlichen Steuerverzeichnisses liegt in der Österreichischen Nationalbibliothek in der Wiener Hofburg.
Natürlich entstand der Wunsch, eine Abbildung der Kanzleischrift von 1288 für die Ortschronik zu erhalten. Nach mehreren Telefonaten und brieflichen Kontakten gelang es schließlich im Jahr 2011.

Codex2599-13 1288

Österreichische Nationalbibliothek, Codex 2699 fol. 13

 

Link zum Tiroler Landesarchiv