Chronik: Das Schulwesen

Ortschronist Hubert Stecher: Zum Schulwesen in Obsteig

Er wurde im Jahr 1761 in der Oberstrass gebo ren und starb 1812 auch dort. Tagtäglich machte er sich auf den Weg nach Weisland, der gerade im Winter oft sehr beschwerlich gewesen sein muss.
Die Rede ist Von Michael Andre, dem ersten für uns greifbaren Lehrer für das Oberviertel. Bei gar zu schlechtem Wetter oder zu widrigen Wegverhältnissen wird er wohl in der Schulstube übernachtet haben.
Michael Andre war der Notschullehrer für die Kinder von Weisland, Aschland, Holzleiten und Arzkasten. Notschullehrer war jemand, der für den Lehrberuf nicht ausgebildet war, dem man aber auf Grund einiger Kriterien doch zutraute, den Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. Vorgeschlagen wurde er meistens vom Ortspfarrer.
Die Schulstube Von Weisland war im Haus der Familie Schaller -gestützt durch ein Servitutsrecht der Gemeinde -bis zum Jahr 1860 untergebracht. Der Hausbesitzer erhielt dafür eine Entschädigung, den sogenannten „Schulzwölfer“.
Der nächste uns bekannte Lehrer in diesem Weiler war während der bayerischen Besatzungszeit um ca. 1812 der aus Bayern stammende Joseph Tegler, über den die Obsteiger keine gute Meinung hatten, wie dem Briefverkehr zu entnehmen ist.
Aus seiner Dienstzeit stammt der älteste Jahresbericht der Schule aus der Hand des damaligen Lokalkaplans P. Ludwig Riedl. Demnach besuchten 7 Knaben und 10 Mädchen die Volksschule, 5 Knaben und 8 Mädchen die Feiertagsschule (Vorläuferin der späteren Ländlichen Fortbildungsschule).
Der Schulbeginn war am 16. November, Schulschluss am 10. April. Der Lehrer erhielt von der Bevölkerung 17 Gulden und vom Staat 32 Gulden Jahresgehalt, die Schulstube war „in gutem Zustand“.
Thomas Riser (geb. 1785, gest. 1838 ) war der erste gebürtige Weislander (der Bruder des Bauern Johann Riser, Vorfahre der Familie Riser in der Unterstrass ), der hier kurz unterrichtete.
Er kündigte 1816 und sein Nachfolger Balthasar Schaller erhielt am 12. Juni 1816 vom Landgericht Silz das Anstellungsdekret.

Balthasar war der erste Vertreter der „Schaller Lehrer“, denn nach ihm kamen noch Johann und Ferdinand aus dieser Familie.
Eine wichtige Funktion hatten zur damaligen Zeit die Ortsschulaufseher. Sie mussten für die organisatorische Seite des Schulbetriebes, für die Beaufsichtigung der Schüler und des Lehrers und die Einhaltung der Vorschriften sorgen und hatten darüber hinaus noch sehr weitreichende Befugnisse.
Ihre schriftliche Dienst-Instruktion umfasste vier große Seiten. Lange Zeit übte in Weisland der Bauer Lorenz Gapp diese Funktion aus, bis er sie freiwillig zurücklegte, und das kam so:
Im Jahr 1851 wurde Johann Schaller als Notschullehrer angestellt. Er übte den Beruf sozusagen daheim aus, denn in seinem Haus befand sich die Schulstube. Der Ortsschulaufseher musste den genauen Beginn des Unterrichts überwachen, jeden Tag mindestens einmal die Schule besuchen und sich von der Qualität des Unterrichts ein Bild machen, sowie kontrollieren, wann die Schule aus war.

Mit Johann Schaller hatte Gapp dabei in vieler Hinsicht seine liebe Not. Doch nicht nur er, sondern auch Eltern und der Lokalkaplan waren mit der Arbeitsweise des Lehrers nicht zufrieden und sandten Beschwerdebriefe an die Schulbehörde in Silz.

Es kam zu gegenseitigen Anfeindungen und Streitereien und schließlich quittierte Lorenz Gapp seinen Dienst, aber auch Schaller wurde 1855 seines Postens enthoben.

(Quellen: Pfarrarchiv, Familienbuch, Matrikenbücher Obsteig}

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  Ein Teil von Weisland um 1948. Schaller Ernst, Doppelhaus Fitsch / Leiter, Haus Prantl (Vulgo Bucher)
und das Weisländer Schulhaus