Chronik: Das Schulwesen

Ortschronist Hubert Stecher: Zum Schulwesen in Obsteig

Die Schule in Weisland ist so alt wie die allgemeine Schulpflicht in Österreich (1774) und existierte bis zum Jahr 1968.
Es handelte sich dabei zuerst um eine sogenannte „Notschule“, die jener in der Unterstrass unterstand und die erst nach dem ersten Weltkrieg „systemmäßig“ d.h. selbständig wurde.
Auf der Suche nach Quellen stieß ich im Pfarrarchiv auf einen Brief aus dem Jahr 1816, den der damalige Lokalkaplan Ludwig Riedl schrieb und den ich euch nicht vorenthalten möchte.
Gibt er uns doch ein weitaus besseres Bild der damaligen Zustände, als es viele andere Beschreibungen könnten.

An das löbliche k.k. Landgericht Silz!
Auf die unterm 15ten d.M. erhaltene landgerichtliche Zuschrift in Betreff des Schul- dienstes zu Weisland wird folgende Rückantwort gegeben:
So sehr zu wünschen wäre, daß zu den vakanten Schuldienst in Weisland nicht nur ein geprüftes, sondern auch durch die Prüfung fähig erwiesenes Subject angestellet würde, so sind doch leider die Verhältnisse bey bemeldten Schuldienst solche, daß ein geprüfter und tauglicher Lehrer nicht leicht, ja äußerst schwer dabei bestehen kann, denn

1-mo Ist das ganze fixe Einkommen des Lehrers 32 Gulden 48 Kreuzer

2-ndo beläuft sich die Zahl der Schulkinder höchstens auf 15 bis 18, wonach die Schulgroschen für die Winter-Schulmona- the zu berechnen sind,

3-tio besteht für den Lehrer keine eigene Wohnung,

4-to sind die Gemeinsleute selbst dürftig, so zwar, daß sie dem Lehrer kümmerlich die Schulgroschen abreichen, umso weniger ihm anderwärtige Unterstützung leisten können,

5-to ist Weisland ein einschichter, abgelegener Ort , bestehend aus 3 Häusern, und der kleinen Wohnung des Balthasar Schaller, in welcher das Lehrzimmer vorfindig ist, welche Wohnung mit wenigen Grundstücken bemeldter Schaller an sich gekaufet hat.
Es würde sich folglich jeder junge Lehrer gleichsam als in einer Einöde versetzet sehen, und täglich, ja stündlich nach Freiheit seufzen.

6-to bey dieser Ortlage hat auch der Lehrer keine Gelegenheit sich mit Musik einen Nebenverdienst machen zu können: und so würde man sich genöthiget sehen jährlich um einen neuen Lehrer zu erkundigen, welches ein großes Hindernis für die Beförderung des Schulunterrichtes seyn würde.

Es ist daher unmaßgeblich die Meynung des unterzeichneten, den Wunsch der Gemeinde, die zwar kein Recht bey der Wahl des Schullehrers besitzt, erfüllen, und dem Balthasar Schaller den Schuldienst verleihen zu wollen, weil bey Anstellung eines anderen auswärtigen Subjectes lästige Mekereyen der Gemeinde gegen den Lehrer zu besorgen wäre, welche vor 4 Jahren der von baierlicher Regierung dahin bestellte und geprüfte Joseph Tegler zur Genüge erfahren hat.

Es ist zwar gegenwärtig die Handschrift des Balthasar Schaller für einen Lehrer äußerst schlecht, doch soll er nach allge- meinem Ruf vor Jahren eine bezierliche Hand geschrieben haben, und im Lesen, besonders im Rechnen wohl geübet seyn: nachdem er aber durch mehrere Jahre im Schreiben ganz außer Uebung war, so läßt sich dieser Fehler vermuthlich verbessern.

Im Falle der Dienstverleihung läßt sich der unterzeichnete selbst herbey, durch kein politisches Verhältniß, sondern aus Erbarmniß gegen den dürftigen Balthasar Schaller angetrieben, der zu härterer Bauersarbeit wegen Lähmung seines linken Armes unfähig ist, selbem eine bessere Handschrift beyzubringen, und hoffet in kurzer Zeitfrist eine genugthuende Probeschrift dem Wohllöblichen Kreisamte vorlegen zu können.

Da aber im Falle der Nichtverleihung von beyden Seiten die Bemühung und Zeitverwendung, besonders des Balthasar Schaller, der eine Stunde vom Widum entfernt wohnet, umsonst seyn würde, so erwartet der unterfertigte eine baldige Nachricht hierüber, und empfiehlt sich mit geziemender Hochachtung eines k.k Landgerichtes.

Obstaig den 16ten Juny 1816
Gehorsamster Ludwig Riedl Lok. Kaplan u. Lok. Schulinspektor

Übrigens :
Balthasar Schaller wurde angestellt. Er starb 1823.

 

 Ein Teil von Weisland um 1948. Schaller Ernst, Doppelhaus Fitsch / Leiter, Haus Prantl (Vulgo Bucher)
und das Weisländer Schulhaus.