Chronik: Ein rätselhafter Mann

00 Hof-Untermieming2013

 

Der Obsteiger Dorfchronist Hubert Stecher stellt Beiträge über unseren Heimatort Obsteig auf ObsteigAktuell für alle Interessierten ins Netz.

 

Ein rätselhafter Mann.

 

 

Ein rätselhafter Mann.

Wer kennt Eberhard von Wald ? Ein Mann, völlig in Vergessenheit geraten, für uns heute unbedeutend.
Eine reich ausgestattete Urkunde des Stiftes Stams aus dem Jahr 1383 mit Siegeln, ausgestellt unter dem neunten Abt, Heinrich Grussit, stellt ihn uns vor.

Urkunde1383
Sie bekundet, dass „der ehrbare Biedermann Eberhard von Wald“ aus seiner eigenen Habe   „dreizehn Mark Perner … Veroner Münze guten Geldes“  –  eine  stattliche Summe! – der Pfarre Untermieming unter dem damaligen Pfarrer Heinrich von Murnau gestiftet habe, damit sich dieser Pfarrer einen Leypriester zugesellen kann (später nannte man diese untergeordneten Priester Frühmesser). Dieser sollte „dass Gottesdienst dester fürderlicher gemehrt und gebessert werd“ täglich und ewig eine Messe „sprechen“.
Als Unterpfand und Absicherung dieser Stiftung auch in weiterer Zukunft stellte Eberhard noch etliche Güter unter. Man lese:
Ein Gut zu Wildermieming, zu Oberhofen ein Kammerland (¼ Hof), des Winklers Gut zu Silz, den Hof Brand oberhalb Längenfeld, ein Gut zu Hochasten und eines zu Timmls im Pitztal,  in Imst ein Steinhaus und zwei andere Höfe, weiters zwei Höfe in Dormitz. Neben seinem Gut in Wald also noch weitere elf.
Der Pfarrer wird verpflichtet, den Frühmesser gleich zu verköstigen wie sich selbst, und ihm täglich zwei Seidel Wein Innsbrucker Maß über den Tisch zu reichen, auch in der Fastenzeit.
Der weitere Text berichtet, dass sich Eberhard oder seine Nachkommen finanzielle Sanktionen vorbehalten, sollte der jeweilige Pfarrer den Vertrag nicht einhalten – wenn nötig, vor einem weltlichen oder kirchlichen Gericht.
Besiegelt wurde die Urkunde vom Abt und Konvent des Stiftes Stams, Ruprecht Karlinger von Freundsheim, Christoph Milser von der Burg Klamm, bezeugt von sechs weiteren Zeugen „und anderen ehrbaren Leuten viel“. Eberhard hatte kein eigenes Siegel.
Dass die Stiftung mehr als ausreichend dotiert war, steht außer Zweifel. Aber sie muss nicht immer gut weitergelaufen sein, wie der ehemalige Mieminger Ortschronist Miller-Aichholz schreibt. Manchmal wurde auch versucht, sie widmungsfremd zu verwenden. In Untermieming steht aber heute noch das alte „Frühmesserhaus“,

 

Hof-Untermieming2013
eine bauliche Kostbarkeit, derzeit im Verfall begriffen.

Interessant ist aber: Wer war dieser Eberhard von Wald? Zu seiner Zeit lebten in Wald Lehensbauern, die ihren Herren  – Landesfürst oder Stift Stams – einen jährlichen Zins abzuliefern hatten. Die Leibeigenschaft wurde erst 1406 abgeschafft, sie konnten daher normalerweise über ihr Gut nicht frei verfügen. Und ein „normaler“ Bauer wurde nicht mit „ehrsamer Biedermann“ betitelt wie Eberhard. Und wie kam er dazu, die Einkünfte von elf weiteren Höfen im Oberland als Sicherheit für die Stiftung unterzustellen? War er in deren Besitz ?
Er selbst schreibt in der Urkunde über sein Vermögen nur : „durch mein und meiner Hausfrauen Elpeten und unsern Vordern (Vorfahren) … erworben mit meiner threuen Arbeit wohl gewunnen guet…“.
Eberhard war sicher kein kleiner Lehensbauer, aber auch kein Adeliger. Was war er dann? Ein Freier ? Das wäre noch zu klären. ( Dies ist nicht die einzige Schenkung, die für die Kirche in Mieming gemacht wurde.
Der Wirt zu Stift < Löwenwirt>, Thomas Gassler, stiftete im Jahr 1632 eine ewige jährliche Messe in der Woche vor dem Thomastag, schenkte dafür einhundert Gulden und gab für den Pfarrer für jede Messe 48 Kreuzer und dem Mesner 12 Kreuzer.

Eine weitere Schenkung geschah im Jahr 1721 für die Dreifaltigkeitskirche in Barwies durch Anton Thaler aus Wald. Auch er stellte für eine jährliche Messe einhundert Gulden zur Verfügung und Pfarrer bzw. Mesner wurden außerdem für jede gehaltene Messe mit einem Gulden bedacht. Das anhängende Siegel gab niemand anderer als Carl Graf Clary-Aldringen, Besitzer von Deplitz, Perg, Peißen und Roßendorf und Pfandsinhaber von Petersberg, Geheimer Rat und Kämmerer der K.K.Majestät. Eine Besonderheit.)

Link zum Tiroler Landesarchiv